Katharina Bodenmüller
*1966
CV
2021-2023 M.F.A. Studium Kunst und Kooperation, HBK Essen (mit Auszeichnung)
Hochschule der bildenden Künste (HBK) Essen, bei Prof. Markus Vater
2023 Stipendium der Gerhard Bürger Stiftung
2022 Lehrauftrag, HBK Essen
seit 2022 Freie Tätigkeit für die Kunstvermittlung der Tony Cragg Stiftung,
Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal
seit 2021 Freite Tätigkeit für die Kunstvermittlung im Lehmbruck Museum, Duisburg
2016-2020 B.F.A. Studium der Bildhauerei (mit Auszeichnung)
Hochschule der bildenden Künste (HBK) Essen, bei Prof. Milo Köpp 2019-2020 Deutschlandstipendium
2012-2022 Mitglied im Atelierhof, Düsseldorf
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2024 die Grosse, Kunstpalast, Düsseldorf (K)
2023 Where is my mind, Galerie Obrist, Essen (K)
2022 Subkutan, Ballhaus, Düsseldorf
2021 Messe, Frauenmuseum, Bonn (K)
2020 Uneben, CDU Fraktion im NRW Landtag, Düsseldorf (K)
2020 noch näher, PrimaCenter, Berlin
2019 Sino-German Art Exhibition, Hismoon Gallery, Taichang, China (K)
2019 Vor Ort, Maschinenhalle auf Zeche Fürst Leopold, Dorsten (K)
2018 Art & Cars – Art of Nedschroef (Preisträger), HBK Essen (K)
5 Beine
Fünf längliche Objekte liegen auf dem Boden des Ausstellungssaals.
Ihre Formen erinnern eindeutig an menschliche Beine. Manche sind sehr naturalistisch, wie von einem Modell abgeformt, andere hingegen wirken wie Skizzen. Die Formen sind aus verschiedenen Materialien realisiert worden, wie Glas, Gips oder Beton, und weisen daher ganz unterschiedliche Oberflächeneigenschaften auf, zwischen Transparenz und Opazität.
Die fünfteilige Arbeit von Katharina Bodenmüller ruft verschiedene Assoziationen hervor. Die vom restlichen Körper getrennten Gliedmaßen können auf brutale Vorgänge verweisen; die länglichen Gestalten können aber auch die leeren Hüllen von Insekten evozieren, die gerade aus ihren Kokons geschlüpft sind.
Aufgrund ihrer Materialität und ihrer brüchigen Erscheinung, rufen sie stets einen Eindruck von Fragilität und Unfertigkeit hervor. Allerdings sind solche Deutungen nicht vordergründig für die Künstlerin. Die Objekte von Bodenmüller verkörpern – im wahrsten Sinne des Wortes – unterschiedliche Zustände der Bildhauerei, bzw. der Plastik, und behandeln die Beziehung dieses Mediums mit der Realität.
Die Bildhauerin Katharina Bodenmüller geht von der Zeichnung aus. In Skizzen erfasst sie Ausschnitte des menschlichen Körpers und nutzt diese Inspirationsquelle für ihre dreidimensionalen Arbeiten. Das Ergebnis dieser Untersuchung des Körpers und des Verhältnisses des Ganzen mit seinen Teilen mündet in fragmentarischen Gegenständen, die unabgeschlossen wirken. Es scheint, als würden die betrachtenden Personen an der Entstehung der Form teilnehmen, da Bodenmüller die Spuren ihrer Arbeitsprozesse bewusst sichtbar lässt.
Dr. Emmanuel Mir
Ausstellungsleiter
DIE GROSSE Kunstausstellung NRW Düsseldorf
2024
Artist Statement
Der menschliche Körper steht im Zentrum meines künstlerischen Interesses.
Mich interessiert die Beziehung zum Raum, in dem er sich bewegt, die Begegnung mit anderen und sich selbst sowie die Vergänglichkeit seiner Existenz.
Als Bildhauerin arbeite ich mit der Abformung von Fragmenten des menschlichen Körpers.
Wenn ich einen Körper in eine Trägermasse drücke, halte ich einen von mir gestalteten Moment fest. Es entsteht das Negativ eines flüchtigen Augenblicks, die Form eines Ausschnitts von Körper und Zeit.
Im Jahr 2023 hatte ich die besondere Gelegenheit die Palette meiner Arbeitsmaterialien zu erweitern. Die Kooperation mit einer Glasmanufaktur ermöglichte es mir, Arbeiten in Glas zu realisieren.
Glas ist ein einzigartiger Werkstoff , der nur dann mit dem Auge wahrnehmbar ist, wenn sich Licht in ihm bricht. Auch wenn das Glas eine physische Existenz besitzt, lässt seine Transparenz es immateriell erscheinen. Es besitzt gleichzeitig eine spröde Fragilität und eine dauerhafte Beständigkeit. Glas spiegelt, verzerrt und verändert den Blick.
Aus Glas kann ich Körper bilden, die in ihr Inneres schauen lassen. Figuren können entstehen, die so fragil erscheinen, dass sie die Möglichkeit eines Bruches in sich tragen, oder diesen sogar zulassen.
In direkten Abformungen von Körperpartien tausche ich das Material, das den menschlichen Körper bildet, gegen ein artifizielles Material aus.
Das Unbelebte ersetzt das Belebte, Bewegung wird zur Starre, multiple Komponenten werden radikal reduziert und fokussiert.
Es ändern sich Haptik, Temperatur und Farbigkeit. Die modifizierte Textur prägt den Ausdruck der Figur.
Der Materialaustausch und die Formveränderung durch den Prozess der Übersetzung, lösen das entstandene Objekt graduell von seinem Ursprung und abstrahieren es.
Gerade diese Wandlung lenkt die Aufmerksamkeit auf die originären Qualitäten des Körpers als Ausgangspunkt des Abgusses zurück.
So tausche ich menschliche Haut gegen eine Hülle aus Glas, Beton oder Gips, um einen neuen Blick auf den menschlichen Körper zu gewinnen.
Katharina Bodenmüller
10.06.2024